Autismus-Therapiezentrum
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Seit dem 1.1.2020 ist das Autismus-Therapie-Zentrum an die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen der Georg-August-Universität angegliedert. Das ATZ befindet sich in zentraler Lage von Göttingen und bietet ein breites Spektrum an Therapien, Förderung und Beratung für Menschen mit Autismus an. Für alle Altersbereiche – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – werden sowohl Einzel- als auch Gruppentherapien durchgeführt. Die Therapien finden hauptsächlich in den eigenen Räumlichkeiten statt.
Entsprechend der komplexen Symptomatik des autistischen Störungsbildes und des individuellen Entwicklungsstandes werden Fördermaßnahmen für alle relevanten Lebensbereiche angeboten. Unter Einbeziehung des engen Umfeldes des Kindes, insbesondere die Eltern aber auch der Kindergärten, Schulen etc., wird eine integrative Vorgehensweise umgesetzt.
Unser interdisziplinäres Team besteht aus Dipl. Psycholog*innen, Dipl. Sozialpädagog*innen, Dipl. Sonderpädagog*innen, Pädagog*innen M.A., Heilpädagog*innen und Ergotherapeut*innen.
Was ist Autismus?
Autismus-Spektrum-Störungen sind gekennzeichnet durch tiefgreifende Beeinträchtigungen der gesamten Entwicklung. Sie beginnen bereits im frühen Kindesalter und sind häufig mit ausgeprägten Beziehungs- und Kommunikationsstörungen sowie stereotypem Verhalten verbunden. Hinzu kommen zahlreiche Verhaltensauffälligkeiten und komorbide Beeinträchtigungen, die besonders für Eltern und Erzieher im alltäglichen Umgang mit den Kindern als sehr belastend erlebt werden.
- Autismus-Spektrum-Störungen sind „Tiefgreifende Entwicklungsstörungen“ und in der aktuellen ICD 10 (International Statistical Classification of Diseases an Related Health Problems), den Diagnosekriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter F84 als medizinische Diagnosen definiert.
- Es wird zwischen „Frühkindlicher Autismus“ (F84.0), „Asperger-Syndrom“ (F84.5) und „Atypischer Autismus“ (F84.1) unterschieden. Die Unterscheidung fällt in der Praxis jedoch immer schwerer, da zunehmend leichtere Formen diagnostiziert werden.
- Daher wird heute der Begriff der „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS) als Oberbegriff für das gesamte Spektrum autistischer Störungen häufig verwendet. Autismus ist eine Mehrfachbehinderung.
Ziele und allgemeine Prinzipien in der Arbeit mit Menschen mit Autismus
Eine vollständige Heilung von ASS ist nach dem heutigen Kenntnisstand nicht möglich. Das Ziel der Arbeit im Therapie-Zentrum besteht darin, die Auswirkungen der autistischen Störung so weit wie möglich zu mindern und optimierte Lebens-und Lernbedingungen zu schaffen. Da die Beseitigung der Störung bzw. Behinderung im Sinne einer Heilung bei Autismus nicht erwartet werden kann, besteht eine wesentliche Aufgabe der Therapie darin, die Auswirkungen der autistischen Störung soweit wie möglich zu kompensieren und optimale Entwicklungs-, Lern- und Lebensbedingungen zu schaffen. Grundlage jeglicher therapeutischer Arbeit mit Menschen ist der Aufbau einer tragfähigen, vertrauensvollen Beziehung. Weiterhin ist ein mehrdimensionaler, therapeutischer Ansatz notwendig, da fast alle Funktionsbereiche betroffen sein können. Die Integration psychotherapeutischer, pädagogischer und medizinischer Maßnahmen in einem ganzheitlichen Behandlungskonzept ist eine Voraussetzung für eine optimierte Förderung. Die intensive Zusammenarbeit der Therapeuten mit den Eltern und Betreuer erleichtert Menschen mit Autismus den Transfer des Gelernten in ihren Alltag.
Klientenzentrierte Ziele
- Aufarbeiten und Verstehen des Störungsbildes sowie ein adäquater Umgang mit der Beeinträchtigung
- Angemessene individuelle Äußerung von Bedürfnissen und Wünschen
- Aufbau/Abbau von angemessenem/unangemessenem Verhalten
- Erlernen bzw. Weiterentwicklung altersgemäßer sozialer Beziehungen und sozialer Zugänglichkeit sowie sozialer Kompetenzen
- Aufbau bzw. Förderung altersgemäßen Spiel- und Arbeitsverhaltens
- Förderung der Selbstständigkeit und Entscheidungsfreiheit im Alltag
- Kurzinterventionen in Schwellensituationen (Einschulung, Pubertät, Auszug)
- Es werden individuelle Förderpläne erstellt, welche die jeweils persönlichen Förderziele enthalten und mit dem Umfeld abgestimmt werden.
Elternzentrierte Ziele
- Information und Aufklärung über die autistische Störung
- Unterstützung der Familie im Umgang mit Verhaltensproblemen
- Anleitung zu autismusspezifischer Gestaltung von Kommunikations-, Lern- und Alltagssituationen, um Verhaltensprobleme zu mildern und Fördermöglichkeiten im Alltag zu etablieren
- Entwicklung von Strategien zur Entlastung und Stressbewältigung
- Krisenintervention
- Beratung bei medizinischen Fragen und zur Wahl geeigneter Einrichtungen (Kindergarten, Schule, Beruf, Heim)
- Ressourcenorientierte Beratung und Stärkung familiärer Kompetenzen
Unser Angebot
Therapie und Beratung
Die Besonderheiten der autistisch beeinträchtigten Menschen erfordern ein flexibles und ganzheitliches Vorgehen. Entsprechend der komplexen Symptomatik und dem jeweiligen Entwicklungsstand werden die Fördermaßnahmen für jeden Betroffenen individuell zusammengestellt. Die Einzel- und Gruppentherapien für Kinder, Jugendliche und Erwachsene finden mit evidenzbasierten verhaltenstherapeutischen Methoden - in Anlehnung an die aktuellen Behandlungsleitlinien für Autismus - statt. Neben einer intensiven Frühförderung, kommen vielfältige verhaltensmodifizierende Ansätze zur Anwendung, u.a.:
- Programme zum Erlernen funktionaler Verhaltensweisen sowie der Entwicklung und Förderung von selbständigen Handlungskompetenzen
- Verhaltenstherapeutische Frühförderprogramme
- Elternbasierte Videofeedback-Trainings
- Soziale Kompetenztrainings für Kinder und Jugendliche mit einer Autismus-Spektrum-Störung
Zusätzlich bieten wir an:
- Beratung und Supervision für Eltern, Betreuer, Lehrer, Institutionen etc.
- Fortbildungen (intern als auch extern)
- Gesprächsrunden und Gruppentreffen für Kinder und Erwachsene
Diese Förderung erstreckt sich auf alle Funktions- und Lebensbereiche und findet in enger Zusammenarbeit und Kooperation mit den Bezugspersonen statt. Außerdem bitten wir für Familien und Angehörige sowie Kindergärten, Schulen und Institutionen Fachberatungen/Fortbildungen an.
Vorgehensweise und Verlauf der Therapie
- Voraussetzung für den Beginn einer Therapie ist eine fachgerecht gestellte Diagnose aus dem Autismus-Spektrum. Diese wird üblicherweise durch Facharzt*innen oder Psycholog*innen gestellt.
- Der Erstkontakt erfolgt i.d.R. telefonisch im Autismus-Therapie-Zentrum. Zum Folgekontakt wird ein Termin im Zentrum ausgemacht bei dem die Schritte für die Aufnahme einer Therapie vermittelt werden. Nach Erhalt der Kostenzusage von den Kostenträgern werden die weiteren Schritte für die Therapie eingeleitet.
- Eine Bewilligung für eine Autismus-Therapie erfolgt in der Regel durch den zuständigen Leistungsträger (Sozialamt oder Jugendamt) im Rahmen der Eingliederungshilfe nach SGB-IX.
- Für alle weiteren Fragen bzgl. der Beantragung einer Therapie beraten wir Sie gerne. Bitte wenden Sie sich dafür an unser Sekretariat (siehe unten).
Kontakt
Bürozeiten: Montag bis Donnerstag 8.00 - 14.00 Uhr und nach Vereinbarung
Fragen zum Therapiezentrum, zur Organisation oder Fördermöglichkeiten richten Sie bitte an:
Autismus-Therapie-Zentrum
Weender Landstraße 59
37075 Göttingen
Telefon: 0551 384201 30
Fax: 0551 384201 40
Ansprechpartnerin: Frau Hartmann
Administrative Leitung: Herr Dr. Becker-Isensee
Fragen zu den Therapien richten Sie bitte an:
Autismus-Therapie-Zentrum der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
Weender Landstraße 59
37075 Göttingen
Telefon: 0551 384201 30
Fax: 0551 384201 40
Therapeutische Leiterin: Frau C. Hövelmann-Keil
Kontaktinformationen
- Telefon: +49 551 38420130
- Telefax: +49 551 38420140
- E-Mail-Adresse: claudia.hoevelmann-keil(at)med.uni-goettingen.de
Kontaktinformationen
- Telefon: +49 551 3962450
- Telefax: +49 551 3962449
- E-Mail-Adresse: andreas.becker(at)med.uni-goettingen.de
Kontaktinformationen
- Telefon: +49 551 38420130
- Telefax: +49 551 38420140
- E-Mail-Adresse: anja.hartmann(at)med.uni-goettingen.de
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